Kurzbericht: Tausende im Wedding für eine kämpferische und solidarische Nachbarschaft

Unter dem Motto “Widerständig und solidarisch im Alltag – Organize!” gingen im Berliner Stadteil Wedding am 30.04.18 rund 4000 Menschen auf die Straße. Bereits im Vorfeld der Demonstration kamen viele Initiativen aus dem Wedding in einem Bündnis zusammen um nicht nur dem Protest einen kollektiven Ausdruck zu verleihen, sondern auch um eine ganze Aktionswoche vom 20. – 30.04. durchzuführen. (http://organizeberlin.blogsport.eu)

Eine hoch verschuldete Stadt wie Berlin muss mit aller Gewalt noch mehr Rendite erwirtschaften. Dieser Logik folgend ist es kein Zufall das sich immer mehr Nachbar*innen im Kiez, durch den anhaltenden Ausverkauf der Stadt, einer agressiver Verdrängung ausgesetzt sehen. Die jährliche antikapitalistische Demonstration steht seit 2012 für den Widerstand gegen steigende Mieten, tägliche Zwangsräumungen, rassistische Polizeikontrollen, soziale Ausgrenzung, Überwachung, Rassismus und Jobcenter-Stress. Auch dieses Jahr wird für eine solidarische Alternative zur hilflosen Berliner Wohnungs- und Sozialpolitk mobilisiert.

Mit Sprechchören, Transparenten und Schildern machte die Demonstration am Montagabend auf ihre Anliegen aufmerksam. Mehrere teure Neubauprojekte wie zum Beispiel das “Campus Viva I” in der Koloniestraße wurden passiert und von Lautsprecherwagen kritisch markiert. Auch Gefahrengebiete, also Sonderbefugniszonen der Polizei wurden durchlaufen. Rassistische Polizeikontrollen sind hier der Alltag! Doch auch der agressive Ausbau staatlicher (Kamera-)Überwachung, Kontrolle und Bespitzelung wie der #Schnüffelwagen werden hier erprobt.

Vereinzelte Schikanen, sowie permanente Observationen durch die Berliner Polizei konnten die Stimmung nicht drücken oder den Protest nachhaltig kriminalisieren. Auch kleineren faschistischen Provokationen wurde entschlossen entgegengetreten. 

Besonders beeindruckend waren die vielen Familien mit Kindern die sich in einem eigenen Block ab Leopoldplatz der Demonstration anschlossen. Auch unsere Straßen sollen ein Raum sein wo wir alle solidarisch zusammenkommen können. An Häusern und auf Dächern im Kiez konnten viele ermutigende Solidaritätsbekundungen beobachtet werden.

Im Alltag werden wir weiter die Organisierung in der Nachbarschaft fördern und geben dabei Parteien und Parlamenten eine klare Absage: Eine wirkliche Veränderung kann nur gemeinsam von unten geschaffen werden! Auch deswegen wollen wir mit euch und anderen das Kiezhaus Agnes Reinhold im Wedding aufbauen. Für eine solidarische und antikapitalistische Perspektive.

Bericht zur Demonstrationsbeobachtung vom Arbeitskreis der kritischen Jurist*innen

Mehr Fotos von Left Report

Videobericht von der Organize-Demo 2018 from left report on Vimeo.