Solidaritätstreff #44 – Buchprojekt: „Soziale Arbeit und Neoliberalismus – Schwarz auf Weiß“

Soziale Arbeit: andere Menschen unterstützen, die Welt ein Stück gerechter und besser machen. Doch die Realität ist häufig eine andere: schlecht bezahlte, überlastete und überausgebeutete Kolleg*innen, Spardruck und eine permanente Krise der Hilfesysteme.
Der (neoliberale) Kapitalismus setzt nicht nur die Profession und unsere Klient*innen unter Druck, sondern setzt auch uns selbst hart zu. Tagtäglich sammeln wir wichtige Erfahrungen auf Arbeit, die wir nutzen, um auch Widerstandspotenziale sichtbar zu machen. Denn wir wissen: Unsere Frustration, Belastungen und miesen Arbeitsverhältnisse sind nicht einzigartig, sondern treffen hierzulande hunderttausende Menschen in der Sozialen Arbeit. 

Gemeinsam mit Mechthild Seithe sammeln wir für ihr neues Buchprojekt „Soziale Arbeit und Neoliberalismus – Schwarz auf Weiß“ genau diese Geschichten, denn in den letzten Jahren ist in unseren Bereichen viel passiert.

Ob Arbeits-, Studien-, oder Ausbildungsverhältnisse, Soziale Arbeit unter Kosten- und Effizienzdruck, versagende Hilfesysteme oder vieles mehr:
Bringt eure Geschichten mit, damit wir den Raum nutzen, um einerseits der Vereinzelung zu entkommen und andererseits diese Erfahrungen in der Arbeitspraxis im Spannungsfeld kapitalistischer Vewertung abbilden zu können. Das Buch wird nicht für Bibliotheken geschrieben, sondern für die, die sich in schwierigen beruflichen Situationen befinden. So können wir Ebenen des gemeinsamen Widerstandes gegen Ausbeutung im Rahmen unserer Arbeit schaffen! 

Ihr könnt nicht an dem kommenden Solidaritätstreff teilnehmen? Sendet gerne eine Mail an: erfahrungensozialearbeit[at]gmx.de (auch als Audiobotschaft), um Mechthild eure Geschichte zu erzählen. 
Wie lang der Text ist, liegt ganz bei euch: von fünf Sätzen bis zu fünf Seiten ist alles willkommen.

Hier dokumentieren wir Fragen, die euch unterstützen, eure Erfahrungen zu berichten:

  1. Glaubst du, dass du diesen Beruf bis zum Renteneintritt unter aktuellen Bedingungen ausführen kannst?
  2. Hat das Studium dich auf das gut vorbereitet, was dich in der Praxis erwartet hat?
  3. Hast du den Eindruck, dass sich das Selbstverständnis deines Berufes in den letzten Jahren geändert hat?
  4. Kannst du die Arbeit mit deinen Klient*innen fachlich so gestalten wie du es für richtig hältst?
  5. Nimmst du am Qualitätsmanagement teil? Bringt das etwas für deine Arbeit
  6. Glaubst du, dass die Klient*innen die Hilfe bekommen, die sie brauchen?
  7. Hast du den Eindruck, dass deine Vorstellungen von dem, was in deinen Fällen getan werden muss, anders aussehen als das, was sich dein Träger oder z.B. das Jugendamt vorstellen?
  8. Was hältst du von dem Argument, Beziehungsarbeit verhindere die notwendige professionelle Distanz?
  9. Kennst du Situationen, wo nicht fachliche Fragen die Entscheidungsgrundlage darstellen, sondern Kostenfragen, Effizienzfragen, oder Ähnliches?
  10. Gibt es einen Ort oder eine Gruppe, wo du dich über deine Arbeit kritisch austauschen kannst?

Mechthild Seithe ist Sozialarbeiterin und Psychologin. Sie hat 18 Jahre in der Praxis sowie 18 Jahre in der Lehre als Professorin (Fachhochschule Jena) gearbeitet. Sie ist u.a. Autorin des „Schwarzbuches Soziale Arbeit“ und analysiert seit langem die neoliberalen Entwicklungen in der Sozialen Arbeit. 

Mi., 20.03.2024 | 19:30 Uhr | Kiezhaus (Afrikanische Straße 74)
Kontakt: arbeitskampf[at]unverwertbar.org