Corona: Konsequente Lösungsansätze für die kapitalistische Krise

Der Kapitalismus ist das Virus!

Fast genau einen Monat ist es nun her, dass wir als linke Stadtteilorganisierung angesichts des strukturellen Versagens der staatlichen Hilfe- und Gesundheitssysteme gemeinsam mit solidarischen Nachbar*innen zur Organisierung von Selbsthilfe und Hilfekoordination aufgerufen haben.

Die überwältigende Bereitschaft zur Hilfe im Alltag und zum Teilen von Alltagserfahrungen werten wir als Zeichen der Solidarität. Diese Erfahrung gibt uns allen Kraft. Auch wenn diese Pandemie auf ein jahrelang kaputtgespartes Gesundheits- und Sozialsystem prallt und die staatlichen Strukturen es nur mühevoll schaffen, den weiteren Verfall dieser Versorgungen abzuwenden, sind Solidarität und Achtsamkeit für viele Nachbar*innen keine Fremdwörter.

Keine Profite mit der Gesundheit

Gemessen an unserer bestehenden Struktur und unserem Selbstverständnis, welches die kommenden Tage nach acht Jahren stadtteilpolitischer Arbeit in aktualisierter Form erscheinen wird, ist für uns diese Krise eine weitere Zuspitzung kapitalistischer Verhältnisse, die es weiterhin zu überwinden gilt. Wir beobachten das in Zeiten der Pandemie die Profitinteressen Weniger, wirksame Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung verhindern und diese dafür noch mit staatlichen Geldgeschenken überhäuft werden. In den letzten Wochen ist klar geworden, dass die Pandemie zwar alle trifft, aber eben nicht alle gleich.

Frühzeitig haben wir also angefangen uns damit zu beschäftigten, wie eine revolutionäre Praxis aus Sicht von uns Lohnabhängigen im Kiez, z.B. Pflegekräfte oder Migrant*innen, in Verbindung mit den entstandenen solidarischen Netzwerken aussehen könnte. Im Rot-Rot-Grün regierten Berlin sind solche Netzwerke gleichzeitig Teil der aktuellen Senats- und Bezirkspolitik. Staatliche Aufgaben und die über Jahre zerschlagenen sozialen Dienste werden auf die unbezahlte Arbeit von Nachbar*innen abgewälzt. Diese Angebote können sicherlich Existenzen bewahren und sind unter diesen kapitalistischen Zuständen für viele, vor allem außerhalb der staatlichen Hilfsnetzwerke der Metropole, sogar lebensnotwendig. Mit karitativen Angeboten und einer besseren Verwaltung des Bestehenden können und wollen wir uns bei „Hände weg vom Wedding!“ allerdings nicht arrangieren.

Neben der Veröffentlichung von Berichten aus verschiedenen Lebens- und Arbeitsbereichen der Lohnabhängigen und Ausgegrenzten sowie internationalen Perspektiven der Situation in unserem tresencast, mussten auch wir unsere Arbeit angesichts der anrollenden Rezession und den hilflosen Maßnahmen des staatlichen Krisenmanagements anpassen. 

Nach Corona ist vor Corona

Gemeinsam mit solidarischen Nachbar*innen setzen wir uns für eine soziale und demokratische Lösung der Krise ein und wollen diese auch im Wedding propagieren. Wir orientieren uns dabei zukünftig an dem Forderungskatalog „Wedding solidarisch“, den wir momentan aus Kiezperspektive erarbeiten. Aktuelle Erfahrungen aus unseren Kampffeldern fließen hier ein. Das Virus hat die kapitalistische Krise nur offensichtlich werden lassen. Sorgen wir gemeinsam dafür, dass diejenigen dafür zahlen müssen, die weiterhin die Profite auf unserem Rücken rausschlagen und dadurch einer sozialen und demokratischen Lösung der Krise im Weg stehen.

Was können wir tun?

  • Unterstützt die „Wedding solidarisch“ Forderungen und stärkt weiterhin solidarische Netzwerke!
  • Druck „von unten“ schaffen! Schreibt eure Berichte aus dem Alltag und sendet diese an: arbeitskampf[at]unverwertbar.org.
  • Organisiert euch auf Arbeit und informiert euch über eure Rechte!
  • Macht die Stimmen der Menschen aus den Asyllagern, auch aus Berlin, öffentlich!
  • Wendet euch an selbstorganisierte Sozialberatungen und nehmt euch das, was euch sowieso zusteht!
  • Klassenkampf statt klatschen: Unterstützt die Forderungen der Beschäftigten im Gesundheitssektor!
  • Unterstützt die politische Aktion am 30. April im Wedding! (Akündigung dazu folgt)