Soziale Arbeit am Limit – Aufruf zur Solidarität und Bündnisdemonstration im Berliner Tarifkampf

In unserer Welt, die von den inneren Widersprüchen und Krisen des kapitalistischen Wahnsinns durchzogen ist, gibt es nur eins zu tun: Aufstehen, Organisieren und den klassenbewussten Kampf von unten gegen die kapitalistische Ausbeutung in all ihren Formen aufnehmen. Deshalb stellen wir uns mit einer kraftvollen Demonstration am 21. Oktober 2023 solidarisch an die Seite der Kolleg*innen der Sozialen Arbeit. Im Herbst werden sie zusammen mit vielen anderen Berufsgruppen gewerkschaftlich organisiert den Tarifvertrag der Länder für den öffentlichen Dienst (TV-L) verhandeln und für einen Inflationsausgleich, menschenwürdige Löhne und bessere Arbeitsbedingungen streiken.

„Hart am Limit“, „Jugendhilfe im Kollaps“, „Soziale Arbeit in der Krise“ – diese Beschreibungen der letzten Monate machen deutlich, wie es um den Zustand der Sozialen Arbeit in Berlin bestellt ist. Längst ist es Realität, dass tausende Kolleg*innen durch die Überlastung im Burnout landen, Arbeitsplätze wegfallen durch Kürzungen und Befristungen in der Finanzierung, aushaltbare Arbeit in Vollzeit nahezu verunmöglicht wird und Arbeiten in Teilzeit bei schlechten Löhnen nicht für ein gutes Leben reicht.

Die prekären Arbeitsverhältnisse in der Sozialen Arbeit und der Kampf der Sozialarbeitenden für angemessene Löhne und bessere Arbeitsbedingungen sind nicht nur Ausdruck einer Krise der Arbeitswelt an sich. Sie haben auch erhebliche Auswirkungen auf die Lebensbedingungen aller Menschen in unserer Stadt: Sozialarbeitende leisten eine unverzichtbare Arbeit, indem sie sich um diejenigen kümmern, die vom kapitalistischen System an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden und Unterstützung brauchen. Wenn diese Fachkräfte aufgrund unzureichender Löhne und schwieriger Arbeitsbedingungen nicht in der Lage sind, ihre Arbeit in vollem Umfang zu leisten, leidet ganz Berlin darunter.

Soziale Arbeit wird in Berlin schon lange nicht mehr bedarfsgerecht finanziert. Der Arbeitsalltag ist wie in so vielen Branchen geprägt von Überlastung, Spardruck, schlechter Bezahlung und Befristung. Immer mehr Aufgaben müssen in immer kürzerer Zeit und mit immer weniger Ressourcen bewältigt werden. Zusätzlich zu diesen katastrophalen Rahmenbedingungen erleben die Kolleg*innen in der Sozialen Arbeit tagtäglich den moralischen Stress, dass die Zeit unter diesen Bedingungen oft nicht ausreicht, um alle Adressat*innen so zu versorgen, wie sie es eigentlich bräuchten.

Wir erleben derzeit eine kapitalistische Krise nach der anderen und sehen uns daher auch neuen Angriffen des schwarz-roten Senats ausgesetzt, der mit Sozialkürzungen droht. Die Bewältigung der Corona-Krise, die massive Aufrüstung der Bundeswehr und die Waffenlieferungen an die Ukraine haben hohe Kosten verursacht, die nun im Sozialbereich eingespart werden sollen. Nicht mit uns! Statt eine gut ausgestattete und bedarfsgerechte soziale Infrastruktur aufzubauen, sollen Einrichtungen und Angebote geschlossen werden. Kinder, Jugendliche, Wohnungslose verlieren ihre Ansprechpersonen und Kolleg*innen verlieren ihren langjährigen Arbeitsplatz. Mit anderen Worten: Während die Profite der Reichen gesichert werden, wird ihre Sparpolitik auf dem Rücken von uns allen ausgetragen. Schluss damit!

Wir rufen euch auf zu unserer berlinweiten Bündnis-Demonstration gemeinsam mit u.a. Gewerkschaften und stadtpolitischen Gruppen, um gemeinsam politischen Druck zu erzeugen. Die strukturellen Probleme und die prekären Arbeitsbedingungen in der Sozialen Arbeit sind politisches Kalkül. Dagegen organisieren wir uns – im Betrieb, in Gewerkschaften und in unseren Kiezen. Unser Ziel ist eine Welt in der sich Soziale Arbeit an den Bedürfnissen der Menschen orientiert und nicht an ihrer Verwertbarkeit für den kapitalistischen Produktionsprozess.

Deshalb schließt euch uns an! Kommt mit uns auf die Straße!

Soziale Arbeit in die Offensive bringen!
Gute Löhne statt Sparzwang! TV-L für alle! Kein Betrieb ohne Tarifvertrag! Soziale Infrastruktur für alle!
Demonstration | 21. Oktober 2023 | 14:00 Uhr | Rosenthaler Platz

Wir organisieren uns gemeinsam als Lohnabhängige in Solidarität mit den Kolleg*innen und Nutzer*innen der Sozialen Arbeit und fordern:

Schluss mit dem Sparzwang, bedarfsgerechte Finanzierung sofort!
Wir fordern ein Ende der dauerhaften Unterfinanzierung der Sozialen Arbeit. Es ist an der Zeit, Soziale Arbeit langfristig und sicher zu finanzieren!

Inflationsangepasster TV-L verpflichtend für alle Träger der Sozialen Arbeit in Berlin
Die Lohnlücke zwischen den Beschäftigten im öffentlichen Dienst und bei freien Trägern muss geschlossen werden: Kein Betrieb ohne Tarifvertrag – Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!

Care-Arbeit aufwerten! Soziale Versorgung für alle statt Wachstumszwang und Profitmaximierung
Ausbau der öffentlichen Güter und Dienstleistungen, die allen Menschen unentgeltlich zur Verfügung stehen, der Bewältigung des Alltags dienen und ein menschenwürdiges Leben in der Gesellschaft für alle ermöglichen.
Selbstverständlich gehören dazu höhere Löhne und die Entprekarisierung sämtlicher Dienstleistungen in der Care-Ökonomie.

Politische Lösungen für soziale Probleme! Die Alternative heißt Sozialismus!
Weil wir tagtäglich die Auswirkungen des kapitalistischen Systems immer wieder aufs Neue erdulden müssen, fordern wir: Schluss mit dem Profitregime! Soziales und Gesundheit statt Krieg und Profit. Lasst uns jetzt, aber auch im Herbst während der TVL-Tarifrunde gemeinsam auf die Straße gehen und zeigen, dass wir die Politik der Kürzungen und des Sozialabbaus nicht mittragen.