Gated Communities als neoliberale Burgen(?)

Gated Communities beschreibt abgeschlossene Wohnkomplexe, welche als sinnbildliche, städtebauliche Verkörperung der sozialen Polarisierung begriffen werden können.

Nicht nur in Nord- oder Südamerika schotten sich die Profiteur*innen der kapitalistischen Verhältnisse ab. Auch in Berlin werden in einem schon fast durchkapitalisierten Wohnungsmarkt architektonische Burgen errichtet, die Bauprojekte Prenzlauer Gärten oder Marthashof sind dafür beispielhaft. Die Botschaft ist klar: wer sich die horrende Miete oder den Kaufpreis für die Eigentumswohnung nicht leisten kann, soll draußen bleiben. Von den Effekten auf die ortsübliche Vergleichsmiete ganz zu schweigen.

gcAnalog zu der städtebaulichen Abschottung und der freiwilligen Einzäunung der materiellen Privilegien, wird die Sicherheitsarchitektur weiter ausgebaut. Privatisierte Sicherheitsunternehmen, ausgebaute Kameraüberwachungen und teilw. private Infrastrukturen wie Kindergärten, Schulen, etc. sorgen dafür, dass sich die Elite ungeachtet von bestehenden sozialen Widersprüchen reproduzieren und ihre Rollen weiter festigen kann. Was in rassistischer Manier sogenannten Migrant*innen vorgeworfen wird, praktizieren viele ökonomischen Gewinner*innen mit reinem Gewissen: die Herausbildung von „Parallelgesellschaften“.

Der Bau von „Gated Communities“ ist daher als eine Kampfansage von oben zu bewerten, welche die Verdrängung bzw. direkte Räumung der letzten verbliebenen prekarisierten Anwohner*innen zusätzlich beschleunigt. Öffentliche bzw. halb-öffentliche Räume werden weiter privatisiert und verschlossen, um sie den Privilegierten exklusiv zugänglich zu machen. In letzter Konsequenz bedeutet dies, dass die nach außen abgeschobenen sozialen Probleme wie Armut andernorts verdichtet werden. Die Konzentration von Massen verarmter Bevölkerungsteile in gewissen Stadtteilen ist dabei stets ein globales Phänomen.

Im Hinblick auf die Bebauungspläne des Mauerparks, einer öffentlichen Grünfläche, erscheinen schlimme Befürchtungen am Firmament. Die bevorstehenden Auswirkungen auf die Sozialmieten im Weddinger Brunnenviertel lassen befürchten, dass auch dieser Stadtteil sozial umgekrempelt werden soll. Um den Widerstand sowie die kapitalträchtige Bebauung mit hochpreisigen Wohnungen durchdrücken zu können, machte die Berliner Politik kurzerhand die Bebauung zur Chef-Sache. Den zehntausenden Menschen, die mit ihrer Unterschrift gegen die Bebauung protestierten, soll vermittelt werden:

Der Profit, die Rendite kommt zuerst!

Vor dem Hintergrund der kapitalistischen Krisen wird die soziale Spaltung förmlich in Beton gegossen sowie die politische und ökonomische Macht demonstriert. Jedoch kann auch Beton brüchig werden und so kann nur eine Selbstorganisierung von unten diesen selbstgefälligen Bauprojekten etwas entgegensetzen. Die alte Losung „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“ hat nie an Aktualität verloren, denn wer in eine „Gated Community“ zieht, tut dies bewusst.