Rassistische Polizeikontrollen und die andauernde Frage „wo man herkommt“ wegen nicht-weißer Hautfarbe  – eine U-Bahn Haltestelle und Straßen mit eindeutigen rassistischen und kolonialen Namensbezügen und ein ganzer Industriezweig, der extrem profitorientiert an der Situation von asylsuchenden Menschen verdient. All dies sind nicht Ausschnitte eines Zustandes, der sich an einem vermeintlichen rechten Rand der Gesellschaft der Gesellschaft befindet. Sie zeigen vielmehr eine Struktur, die sich gesamtgesellschaftlich auf allen Ebenen erstreckt und immer in neunen Formen zum Vorschein kommt.

Die Veranstaltungen sind Teil einer Veranstaltungsreihe zu den Themen Rassismus, Flucht und Kolonialismus organisiert vom Hände weg vom Wedding Bündnis und dem Antira & Antirep Referat der Beuth Hochschule.

Rassismus

29.Mai 2017 | 18 Uhr | Beuth Hochschule für Technik Berlin | Haus Bauwesen | Hörsaal H5

In der ersten Veranstaltung wollen wir zunächst klären, was Rassismus überhaupt ist, wo er herkommt und wie man ihn erkennt. Diese Fragen wird Achim Bühl, Professor für Soziologie an der Beuth Hochschule für Technik in Berlin, versuchen zu beantworten. Seine Forschungsgebiete umfassen u.a. die Themenbereiche Bioethik, Rassismusforschung sowie die Technik- und Mediensoziologie. Prof. Bühl ist Autor des Buchs Rassismus – Anatomie eines Machtverhältnisses und leitet mehrere Studium Generale Module zum Thema Rassismus.

Flucht

31. Mai 2017 | 18 Uhr | Beuth Hochschule für Technik Berlin | Haus Bauwesen | Hörsaal H5

Info-Veranstaltung mit anschließender Diskussion: Das Thema des Asyls ist ewig, wird aber seit mindestens zwei Jahren medial ausgeschlachtet – jedoch meist aus einer Perspektive, die der (partei-)politischen Ebene entspringt: von rechts über mitte bis links haben viele Politiker*innen viel Phrasenhaftes zu sagen, das dann in die gesellschaftliche Frontenbildung übergeht; was übrig bleibt, sind viele asylsuchende Menschen, die durch das Deutsche Asylrecht entrechtet und entmenschlicht in Massen-Lagern gesteckt und gehalten werden und dadurch zu passiven Objekte einer aktiv-agierenden Lagerindustrie werden, die mit dem scheinheiligen Image der „humanitären Hilfe“ zur einer großen sozialen Job- und Profit-Quelle und einer zeitgenössischen Sklaverei herangewachsen ist; deren Akteure sind Soziale Träger, Security-Firmen, Hygiene- und Catering-Unternehmen, die von der Politischen Ebene ihre juristische Freiheit dafür geschaffen bekommen.

Aber: Wie können wir aktiv als Studierende und/oder Nachbar*innen, die das volle Menschenrecht genießen „dürfen“, gegen diese strukturell-rassistische Ungerechtigkeit des Asylrechts und dessen Lagerindustrie hier in Berlin vorgehen? Dieser Frage gehen wir gemeinsam während dieser Info-Veranstaltung mit Lager Mobilisation Network Berlin und Wedding.Hilft (Politik AG)  nach und würden uns über eure Anwesenheit, Fragen und Zusammenarbeit sehr freuen.

Programm und Initiativen:

1. Kurze Einführung in das Asylrecht der BRD und die Erläuterung der darin erhaltenen Begrifflichkeiten und Prozesabläufe.

2. Vorstellung des Unterstützungsnetzwerks ‚Wedding.Hilft‘ (Politik AG) und deren Erfahrungen mit Arbeit mit asylsuchenden Menschen in den Lagern Weddings und jetzt in Marzahn etc.

3. Vorstellung der Netzwerks ‚Lager Mobilisierung Berlin-Wedding‘ und dessen antikapitalistischer Versuch der selbstorganisierten Bekämpfung der Deutschen Lagerindustrie in Berlin mit asylsuchenden Menschen und Menschen aus der Nachbarschaft.

4. Diskussionsrunde mit allen Zuhörer*innen und Referent*innen über Möglichkeiten zur Selbstorganisierung für interessierte Menschen.

Kolonialismus

6. Juni 2017 | 18 Uhr | Beuth Hochschule für Technik Berlin | Haus Bauwesen | Hörsaal H5

Der Verein Berlin Postkolonial engagiert sich seit mehr als einem Jahrzehnt für die Dekolonisierung des öffentlichen Raums in Berlin, um eine kritische und breite Auseinandersetzung mit unseren historisch gewachsenen kolonialrassistischen Denk- und Gesellschaftsstrukturen zu initiieren. Die Nichtregierungsorganisation hat ihr Büro im sogenannten Afrikanischen Viertel, das nach jahrelangem Engagement afrikanischer und Schwarzer Initiativen vom Bündnis „Decolonize Berlin“ zu einem Lern- und Erinnerungsort umgestaltet wird.

Die Vorstandsmitglieder Mnyaka Sururu Mboro und Christian Kopp berichten über ihr Engagement für eine Entschuldigung und Reparationen durch Deutschland für den Völkermord 1904-08 an den Herero und Nama im NGO-Bündnis „Völkermord verjährt nicht!“.

Thematisiert wird zudem ihre Mitarbeit bei der Kampagne „No Humboldt 21!“, die seit der Grundsteinlegung des Humboldt Forums 2013 gegen den Wiederaufbau des imperialen Kaiserpalastes protestiert und eine kritische Diskussion über Europas kolonialen Kulturraub mitangestoßen hat.

Schließlich soll über die zu rassistischen Forschungen hierher transportierten Gebeine Kolonisierter diskutiert werden, die bis heute zu Tausenden in europäischen Sammlungen zu finden sind.

http://www.berlin-postkolonial.de/